Tom Koenigs (MdB)


Herr Koenigs, Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit haben sich damals beim „Revolutionären Kampf“ kennengelernt.

Genau, dort haben wir uns kennengelernt. Die beiden kannten sich schon länger, ich bin 1972 von Berlin hierhergekommen und wir haben dann in der Gruppe zusammengearbeitet. Wir waren im Betrieb und haben Häuser besetzt.

Und Sie haben über die Grünen Mandate erzielt. Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo die Grünen, ggf. im Herbst nicht im Bundestag landen könnten. Wie fühlt sich das an?

Das würde mich natürlich sehr schmerzen. Es war ein Generationenprojekt, dass wir uns dazu entschlossen haben, die Politik in einer Partei zu verdichten. Mit allen Schwierigkeiten: langen Sitzungen und qualvollen Auseinandersetzungen. Da haben wir sehr viel Lebenszeit und Energie hinein investiert. Und wenn dieses Projekt an irgendwelchen Nicklichkeiten baden ginge, das würde mich sehr schmerzen. Sicher, die Grüne Partei ist jetzt auch nicht etwas, das die Welt so sehr bewegt. Aber die Inhalte, die dahinterstehen, wenn die baden gehen, das würde mich schon sehr deprimieren.

Sie wünschen sich, dass die Grünen mal wieder mitregieren?

Nicht mal wieder. Nach einer gewissen Zeitspanne in der Opposition müssen die Grünen wieder regieren, weil es Sachen gibt, die nur wir können.

Was denn?

Umwelt können nur wir. Die Energiewende wird im Augenblick durch kleinliche Einwände vermurkst, obwohl es wirtschaftspolitisch ja jegliche Möglichkeit gibt. Auch die Elektromobilität wird im Augenblick unter Lobbyeinfluss verpasst. Da braucht es Grüne als Koalitionspartner, die genug Gewicht entwickeln, dass das nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden kann.

Das heißt, sollte es nach der Bundestagswahl eine rechnerische Chance für Schwarz-Grün geben, würden Sie Ihrer Partei was raten?

Ich würde ihr raten, in die Verhandlungen einzutreten. Es geht natürlich nur, wenn man die wichtigen Themen dann auch umsetzen kann. Eine Koalition, die beispielweise der Kohle eine Zukunft gibt, könnten wir auch dann nicht eingehen, wenn wir mit der SPD koalierten. Das große Problem mit der SPD wäre der Ausstieg aus der Kohleförderung in Deutschland. Das wäre im Augenblick schwieriger, als eine Energiewende mit der CDU zu verhandeln, der der Kohleausstieg egal ist.

In den Augen der Anderen

„Am meisten imponiert mir an Tom Koenigs, dass er es immer geschafft hat im Großen zu Denken und mit seiner Art, Ausdauer und Beharrlichkeit andere Politiker – egal welcher Partei – für die Sache zu begeistern und mitzunehmen. Insbesondere schätze ich seine unkomplizierte und entgegenkommende Art, die es jedem einfach macht, mit ihm ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu arbeiten, selbst wenn er zu Sitzungen in den frühen Morgenstunden einlädt.“

Peter Weiß MdB
Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Mitglied des Fraktionsvorstandes