Johannes Singhammer (MdB)


Herr Singhammer, über was haben Sie bei Ihrem letzten Treffen mit Papst Franziskus gesprochen?

Es ging um die Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen, auch und gerade der christlichen Flüchtlinge. Das ist ihm und uns ein ganz besonderes Anliegen, auch hier im politischen Berlin. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass es eine besondere Verpflichtung gibt den Flüchtlingen zu helfen, die wegen Verfolgung ihrer Glaubensüberzeugung beispielsweise Syrien verlassen mussten. Hier ist es auch durchaus legitim, zu differenzieren. Ein muslimischer Flüchtling aus Syrien, hat sicher auch ein schweres Schicksal. Aber wenn er sein Land verlassen muss und um Leib und Leben fürchtet, genießt er, was seine Glaubensüberzeugung betrifft, in den meisten Nachbarländern Religionsfreiheit. Ein Christ, der genauso um Leib und Leben fürchten muss, wird aber in den unmittelbaren Nachbarländern deutliche Schwierigkeiten bekommen, seine Religionsfreiheit zu wahren, falls er sie in Syrien überhaupt hatte. Insofern ist schon ein Differenzierungstatbestand gegeben, christliche Flüchtlinge haben im Regelfall ein besonderes Bedrängnis, da ihre Religionsausübung in den Nachbarländern sehr stark diskriminiert wird. Das müssen wir bei der Aufnahme berücksichtigen.

Haben Sie sich vielleicht auch deswegen auf das Amt des Parlamentsvizes beworben, da das Amt eines Fraktionsvizes in der Großen Koalition weniger spannend ist?

Ich glaube es ist für jeden faszinierend. Es ist aber auch ganz klar: in dem Moment, wo man Vizepräsident wird, ist man nicht mehr an der Frontlinie der politischen Auseinandersetzung.

Ist die Überlegung falsch, dass Sie Fraktionsvize geblieben wären, wenn es keine Große Koalition gegeben hätte?

Möglicherweise wäre ich dies geblieben, ja. Aber mit diesen verantwortungsvollen Möglichkeiten, die man hat, ist es ein wunderbares und auch ein begehrtes Amt. Das werden die meisten Kollegen so sehen.

In einem Interview haben Sie sich kürzlich zu unserem Verhältnis zu den US-Amerikanern geäußert.

Wir sind Partner und Freunde der Amerikaner. Wir haben nach dem zweiten Weltkrieg in Sachen Demokratie viel von den Amerikanern gelernt und können Stolz darauf sein, dass unser Grundgesetz und System als gelebte Demokratie intakt sind. Aber wir brauchen keine Diskussion darüber, wer da demokratischer ist und wer weniger. Wir sind nicht der Nachhilfelehrer in Sachen Demokratie von den Amerikanern.

Im Umgang mit Präsident Trump waren Sie dann im Anschluss mit einer Aussage recht deutlich, die hier in Deutschland sicher nicht mehrheitsfähig war.

Ich halte nichts davon, dass man nach der Wahl des Präsidenten zur politischen Hyperventilation als Dauerzustand übergeht. Wir brauchen ein gutes Verhältnis zu Trump. Selbstverständlich müssen wir klar die eigenen Standpunkte einbringen.

In den Augen der Anderen

„Johannes Singhammer ist ein guter Abgeordneter, da er trotz politischer Divergenzen ein fairer und verlässlicher Kollege war, mit dem ich immer gut zusammenarbeiten konnte.“

Ulla Schmidt MdB
Bundestagsvizepräsidentin
Bundesministerin a. D.
SPD-Bundestagsfraktion