Gerda Hasselfeldt (MdB)


Frau Hasselfeldt, wer wird an Ihrem Abgang denn mehr zu knacken haben, Horst Seehofer oder Angela Merkel?

Als Landesgruppenvorsitzende bin ich innerhalb der Fraktion das Bindeglied zwischen CDU und CSU. Meine Heimat ist die CSU. Ich habe mit beiden ein gutes Verhältnis, mit beiden eine sehr gute Zusammenarbeit, und da möchte ich mich auch nicht auf die eine oder andere Seite stellen lassen.

Von der Art her müsste Ihnen die Kanzlerin mehr liegen.

Ich komme mit beiden gut klar.

Was schätzen Sie an Frau Merkel, was an Herrn Seehofer?

Beide sind getragen von einem großen Verantwortungsgefühl für die Menschen, sie wollen das Land gut regieren und haben ein feines Gespür für die Situation der Menschen. Horst Seehofer ist ein stark ausgeprägter Instinktpolitiker, nah an den Befindlichkeiten und Sorgen der Menschen. Angela Merkel geht mit ihrem naturwissenschaftlichen Sachverstand und guter Menschenkenntnis an die Lösung der Probleme heran. Jeder ist da geprägt von seiner Ausbildung und Herkunft. Und ich glaube, dass diese Unterschiede auch ein Stück weit das Geheimnis des Erfolges der Union sind.

Es ist auffällig, dass es in der CSU wenige Frauen gibt, die exponiert sind. Woran liegt das?

Dass für die CSU weniger Frauen im Bundestag sind, liegt in erster Linie daran, dass bei uns die meisten Abgeordneten direkt gewählt werden, so wie Bürgermeister oder Landräte. Bei anderen Parteien kann auf den Parteilisten über eine Quote gesteuert werden. Dagegen haben die Frauen in der CSU mehr Einfluss. Wenn Sie mal sehen, wie viele Frauen in verantwortlichen Positionen in der bayerischen Staatsregierung sitzen, dann sind das weit mehr als in manchen anderen Landesregierungen. Wir haben in dieser Legislaturperiode innerhalb meiner Landesgruppe die Situation, dass alle Frauen, die schon mindestens eine Legislaturperiode im Bundestag sitzen, mit Funktionen versehen sind: Staatssekretärin, Ausschussvorsitzende, Arbeitsgruppenvorsitzende, Arbeitskreisvorsitzende oder Drogenbeauftragte.

Die Süddeutsche Zeitung hat mal geschrieben, dass die CSU ein Testosteron verliebter Männerhaufen ist. Hat sie Recht?

Das ist schon übertrieben. Wir sind mittlerweile eine Partei, in der Frauen eine hohe Anerkennung genießen. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass ich Landesgruppenvorsitzende wurde. Ich bin ja da nicht hingekommen, weil man eine Frau brauchte, oder weil es zum Proporz gehörte. Entscheidend war, wer die 56 Kollegen gut anführen kann. Und meine Kolleginnen und Kollegen sind schon sehr selbstbewusst. Fast alle sind direkt in ihren Wahlkreisen gewählt und sind unabhängig. Dass eine Partei dann auf diesen einflussreichen Posten eine Frau wählt – ich wurde zwei Mal mit sehr gutem Ergebnis und ohne Gegenkandidaten gewählt – zeigt doch, dass die Partei gegenüber Frauen sehr offen ist. Insofern stimmt das heute ganz sicher nicht mehr.

In den Augen der Anderen

„Gerda Hasselfeldt hat im Bundestag stets einen moderaten und sachlichen Ton angeschlagen, hat Respekt und Fairness bewiesen – auch gegenüber der Opposition. Selbst als CSU-Landesgruppenchefin hat sie immer gewusst und es auch gezeigt, gelebt: Bayern ist nicht gleich CSU und der Bundestag kein Bierzelt, sondern die Herzkammer der Demokratie in Deutschland. Und bei alledem gehörte sie zu den Wenigen, die nicht nur klug und bedacht geredet haben, sondern gänzlich ohne Manuskript. Beeindruckend!“

Claudia Roth MdB
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen